Wanderweg

"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!"

Merkenbach ist ein Knotenpunkt regionaler und überregionaler Wanderrouten. Ein blauer und oranger Vogel markiert den Weg. Die Routen sind so geplant, dass man in kleinen Abschnitten immer wieder in Dorfnähe kommt. So kann man sein Pensum einteilen, verkürzen oder abbrechen. Das erzeugt mehr Akzeptanz. Die blaue Route (8.5km) müsste eigentlich grün sein. Sehr sauerstoffreich, wunderschön und Natur pur. Orange (9 km ) geht mehr durch Feld und Flur. Man hat hier mit dem Dorf fast immer Blickkontakt. Die große Runde (siehe Verbindungsstelle rot ) ist ca. 18 km lang.

Start ist immer am DGH in Richtung Westen. Man folge dem Schnabel des Vogels. Die Route blau läuft man am besten entgegen dem Uhrzeigersinn, orange im Uhrzeigersinn. Am DGH wird im Alukasten der Plan veröffentlicht. In den Routen sind auch unsere 2 Vogelstimmenlehrpfade integriert.

Wir hoffen auf gute Resonanz, Beteiligung und ganzjährige Nutzung.

Die Merkenbacher Natur- und Vogelschützer haben die beliebten „Mörgebejer Viehlches Wege“ attraktiver gestaltet. Mit 3 Arbeitseinsätzen haben die Brückenbauer (s.Photo) die Schwachstelle "Im Ärmche" beseitigt. Die sogenannte "blaue Route" ist sicherer geworden. Die Überquerung des kleinen Bachlaufs war immer ein glitschiger Knochenbrecher. Zuätzlich hat man Infotafeln an den Wanderwegen platziert. Wanderer können sich über Geschichte und Hintergründe von der Katzengrube, Invalidenquelle oder die Goldhütte informieren.


Wanderweg 'Blau'
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Auf vielfachen Wunsch sind die Routen als GPX Datei für Eure Wander-App auch von unserer Webseite jederzeit abzurufen.



Wegbeschreibung der Wanderrouten. Verfasst von Friedhelm Hohlfeld

Wanderroute Blau

Zwei Routen wurde von der Natur- und Vogelschutz-Gruppe Merkenbach ausgesucht. Ein blauer- bzw. oranger Vogel markiert den Weg. Man folge dem Schnabel des Vogels. Die blaue Route ist ca. 8,5 Km, die Orange ca. 9 Km lang. Beide Routen sind als Rundwanderweg so vorbereitet, daß man in kleinen Abschnitten immer wieder in Dorfesnähe kommt. So kann man sein Pensum einteilen, ver- kürzen oder abbrechen. Beide Rou- ten beginnen am Bürgerhaus und lau- fen die ersten dreihundert Meter pa- rallel nebeneinander Richtung Hirsch- berg. Hinter dem letzten Wohnhaus biegt die Orange Linie nordwestlich in den „obersten Grund“ ab, während wir aber auf der Oranienstraße blei- ben und nach etwa 100 m in einen Weg zu den Waldfluren abzweigen. Wir überqueren den Festplatz und bewegen uns auf der Grenze zu Hirschberg zu deren gleichnamige „Koppe“. Von hier aus begleitet uns der, von Driedorf kommende und nach Herborn führende Energie-Lehr- pfad. Nun bewegen wir uns zu einem der beiden Quellen des unserem Dorf namengebenden Baches, dem Mer- kenbach. Das Tal in dem der Bach seinen Ursprung gefunden hat, ist „Im Bodenbach“ auch „em Bollmoch“ genannt. Wir sehen unser erstes Ziel schon vor Augen, die „Invalidenquel- le“, die in den 1950er Jahren von Merkenbacher Rentner mit Sitzgele- genheiten ausstatteten und 1981 im Zuge der Aktion „Unser Dorf soll schöner werden“ von der unverges- sene Frau Ochmann und etwa 15 Jungen und Mädchen zu diesem at- traktiven Spazierziel gemacht wurde. Von hier aus geht es nun quer durch den „Hasenberg“ (Hoaseberg) ins obere „Richethal“, in dem man den sogenannten „Hofmannsstollen“ zu sehen bekommt.

Warum Hofmannsstollen? Als Zeche oder das Bergwerk „Igel- seite“ wurde dieser Stollen von offizi- eller Seite benannt und brachte von 1854 bis 1871 Eisenerze zutage. Die beiden Ziegeleibesitzer und Fuhrleute Friedrich Hofmann, Senior und Juni- or, waren gar lustige Zeitgenossen, die dem Alkohol auch nicht abgeneigt schienen. Sie wohnten in der „Zielhitt“ in der heutigen Friedrichstraße. Nach einem Zechgelage in einer Silvester- nacht, begaben sich beide mit ihren Arbeitern zu jenem Stollen, wo weiter gezecht und Unfug gemacht wurde. Seit dieser Zeit war es der „Hof- mannsstollen. Dieses wurde von Lui- se Albers (Hecke Wiesche) an ihren Sohn Hans weitergegeben. Friedrich Hofmann Senior war der Onkel von Hecke Wiesche.

Nun geht es aber weiter. Wir bewe- gen uns auf leicht ansteigendem Ge- lände durch den Wald auf die Straße nach Beilstein zu, die wir überqueren. Ab jetzt bewegen wir uns auf histori- schem Geläuf, auf der Wasserleitung zum Wasserschloß Merkenbach. Das für die Anlage erforderliche Be- triebswasser wird von einem bei Gun- tersdorf errichteten Tagesspeicher durch eine 5,5 Kilometer lange Rohr- leitung von 1,20 Meter Durchmesser dem Wasserturm zugeführt. Der Was- serturm besteht aus einem Eisenzy- linder von 30 Metern Höhe und einem Durchmesser von 5 Metern. Von dort aus wird das Wasser durch eine Druckrohrleitung von 1,5 Kilometern Länge und einem Meter Durchmesser bei einem Gefälle von 150 Metern den beiden Turbinen im Krafthaus zu- geführt. In diesem Sinne erfüllen die Kraftwerke im Rehbachtal auch heute noch ihren Zweck. Der Merkenbacher Wasserturm ist nicht nur schön anzu- sehen, sondern auch ein technisch notwendiges Glied in einer Kraft- werkskette.

Wir bewegen uns nun auf dem 2007 planierten sogenannten Maschinen- weg zur Einsamen Birke hin, wo wir auf halben Wege wieder in Dorfesnä- he, im Grabersberg sind. Wir aber gehen östlich zur Einsamen Birke, die wir auch nach etwa einer viertel Stunde erreichen. Die erste Birke wurde von Herrn Lehrer Schönwetter gepflanzt, die zweite von den Herren Albert Magnus und Erwin Heisen- stein. An der Grenze zwischen Fleis- bach, Sinn und Merkenbach befinden sich die drei Gemarkungen „Katzen- grubb“, „Auf dem Wännchen“ und „Vor den Hasseln“, wobei die Katzen- grube für die Vogelschützer von enormer Bedeutung ist. An dem nach Norden, zur Straße nach Sinn hin, geneigte Hang, mit beträchtlicher Fernsicht, schließt sich am Westrand der gekennzeichnete Dillwanderweg von Haiger nach Wetzlar an, der zu- sammen mit dem Energielehrpfad nach Herborn führt. Das Gebiet hat für die Naherholung und das Land- schaftsbild eine hohe Bedeutung, so ist es nicht nur der körperlichen Erho- lung, sondern auch der geistigen Er- frischung förderlich. Hier, an der so- genannten „Einsamen Birke“ rücken Jugendliche zu gelegentlichen gesel- ligen Zusammenkünften an, hier wer- den auch gelegentlich kirchliche Ver- anstaltungen durchgeführt. Eine weit vorausschauende Planung der Stadt Herborn mit der Nachbargemeinde Sinn sieht diese etwa 12 Hektar gro- ße Fläche als ein interkommunales Baugebiet für Gewerbebetriebe vor. In der Nähe der Birke wurde auch ein Verbrechen begangen, als am 25. Februar 1945 Gendarmerie-Wacht- meister Gottschlich aus Herborn von zwei fahnenflüchtigen Soldaten er- schossen wurde.

Wir verabschieden uns vom Energie- lehrpfad und wandern oberhalb des Vogelschutzgebietes weiter, zurück nach Merkenbach, wo wir auch bald das Bürgerhaus erreichen.

Wanderroute Orange

Auch die orange Tour beginnt am Bürgerhaus und führt uns zusammen mit der blauen Route ins Sport- und Industriegebiet in der Oranienstraße. Kurz vor dem Industriegebiet verlas- sen wir die feste Straße und tauchen nordwärts in das schmale Tälchen „oberster Grund“ ein. Von dort aus sieht man, rückwärts blickend, unser Dorf in verschiedene Perspektiven. Am Ende des Tales, durch Verbu- schung unpassierbar, durchschreiten wir auf Trampelpfade das angrenzen- de Wäldchen, um an dessen Saum an der Grenze zu Hirschberg anzuge- langen. Von hier hat man einem ex- zellenten Blick auf das bezaubernde Nachbardorf Hirschberg. Steil anstei- gend erreichen wir die Gemarkungs- grenze zwischen den Fluren „Im obersten Grund“ und „Hölle“. Auf dem Grenzweg gehen wir nun wieder zu- rück Richtung Dorf, durchwandern den Lerchenweg, um an dessen Ende die Jahnstraße zu überqueren, wo wir auf einen befestigten, geschotterten Weg zusteuern, der die Grenze zum Friedwald bildet.

Bereits am Anfang des Waldes ver- lassen wir wieder den Weg und wen- den uns in Richtung Rehbach. Das abfallende Gelände bildet eine Mulde, die sich nach Nordosten in das Reh- bachtal öffnet. Hier sollte in den neunzehnhundertsechziger Jahren ein neuer Friedhof für die Gemeinde entstehen, welcher aber nie realisiert wurde. Stattdessen wurde Ende 2009 in absoluter Nachbarschaft im Wald- gebiet Schildberg und Asp ein soge- nannter FriedWald durch die Stadt Herborn eingeweiht. Hierdurch sind die bisherigen Diskussionen zwecks Erweiterung des bestehenden – oder Neuanlage eines neuen Friedhofs ad Acta gelegt worden. Die nordwestli- che Seite der Mulde ist durch Wald begrenzt (das Asp), die südliche von einer Hangkante, welche die Sicht zum Dorf hin verhindert. Im Südwes- ten erhebt sich, als beherrschender Bezugspunkt, der Wasserhochbehäl- ter für die Trinkwasserversorgung der Gemeinde.

Bisher sind wir immer wieder mit dem Dorf in Verbindung getreten, aber ab jetzt geht es in die freie Natur. Am Ende dieser Mulde überqueren wir die Hörbacher Straße und gehen von nun an nordöstlich auf dem befesti- gen Landwirtschaftsweg am Rehbach entlang, bis wir zum ehemaligen Blei- erzbergwerk Goldhütte kommen. Un- ser erstes großes Ziel ist erreicht.

Nach Merkenbach kam der Bergbau im 19. Jh. Zuerst hoffte man, Gold- und Silbererze zu finden, was auch zu dieser Namensgebung des Berg- werks führte, tatsächlich baute man im Rehbachtal dann aber Bleierz ab. Die Goldhütte wird erstmals in der 1843er Ausgabe von Christian Daniel Vogels „Beschreibung des Herzog- tums Nassau“ als neu aufgenomme- nes „Silber- und Bleibergwerk“ er- wähnt. 1844 stellte die Gewerkschaft der Grube „Goldhütte“ bei der Regie- rung in Wiesbaden den Antrag, mit einer Wasserleitung aus dem Reh- bach eine Wasserhebemaschine be- treiben zu dürfen. Offenbar war man Tiefen gekommen, in denen das ein- dringende Wasser nur noch mit Ma- schinenkraft zu halten war. Die Ma- schine war wohl eine sogenannte „Wassersäulenmaschine“, wie sie seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. im Bergbau Verwendung fand. Über den frühen Einsatz von Maschinen im Bergbau der Grafschaft Nassau-Dil- lenburg sind nur wenige schriftliche Nachrichten bekannt. Den ersten Hin- weis auf den Gebrauch einer „Was- serkunst“, so ist die Bezeichnung der mit Wasserkraft angetriebenen höl- zernen Maschinen, erhalten wir aus der Zeit vor rund 450 bis 500 Jahren. Berichte, die nähere Auskunft über Einzelheiten solcher Maschinen ge- ben, folgten aber erst Mitte des 18. Jahrhunderts. Die 1871 vom Frank- furter Banquier Moritz von Haber er- worbene Erzgrube „Goldhütte“, wurde im Amtsblatt der königlichen Regie- rung zu Wiesbaden als eine Grube zur Gewinnung von Bleierzen, deren Muthung von den Grundstückseigen- tümern und dem königlichen Ober- bergamt zu Bonn bezeugt wurde, be- zeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Zeche, die an den Gemarkungs- grenzen Herborn (nördlich), Hörbach (westlich), Hirschberg (südwestlich) und Merkenbach (südlich) in der Feld- gemarkung „Auf der oberen Reh“ und „Rehberg“ zu finden war. 1891 ist sie aber - wie man auf einem Foto er- kennen kann - mit recht stattlicher Be- legschaft noch in Betrieb. Nach mündlicher Überlieferung wurde sie kurz vor dem ersten Weltkrieg stillge- legt, das Grubenhaus abgeschlagen und das Bauholz vom Metzgermeister Adolf Schneider für einen Stall in der Sinner Straße in Merkenbach wieder- verwendet.

Wie die Dill-Post am Mittwoch den 1. November 2017 berichtete, hat der örtliche Natur- und Vogelschutzverein nun zwei ausgewiesene Biotope zu betreuen. Neu zu dem in der „Kat- zengrubb“ seit 1978 Vogelschutzge- biet, ist die rund 1000 Quadratmeter große Fläche im Flurstück „Goldhüt- te“.

Nächster Besichtigungspunkt ist die, nur etwa einen Kilometer entfernt, an der Autobahn gelegene Firma Ber- kenhoff. Die verlängerte Friedrichstra- ße, wo wir wieder in Ortsnähe sind, ist nun unser Wegbegleiter. Wir ent- fernen uns wieder dem Dorf und er- reichen nach ca. 10 Minuten den Rehbach, den wir über eine Bohlen- brücke, der Hermann-Walter-Brücke, bequem überqueren können. Auch von hier kann man die Firma Berken- hoff sehen, wenn auch nur die Rück- seite.

Wir überqueren die Landstraße nach Herborn und befinden uns an der Grenze zur Stadt Herborn. Nach an- nähernd 500 Meter erreichen wir ei- nen weiteren Anlaufpunkt, den Hof Rehbach.

In den Jahren 1930/31 wurde durch die neuen Besitzer, die Familie Paul, die heute in dritter Generation diesen Hof besitzen, ein Ausflugslokal mit Zimmervermietung aufgebaut. Hier kam dem Besitzer der Bau des Was- serturms und hauptsächlich der des Stauweihers gerade recht. So konnte er doch die nahe Lage zu dieser Tal- sperre, wie sie in seiner Werbung ge- nannt wurde, für die Sommerfrischler bestens ausnutzen. Bildmaterial des Ausfluglokals bzw. der Sommerfrisch- ler an und im Stauweiher zeugen von einem regen Besucheransturms.

Im weiteren Verlauf der Straße unter- queren wir den Autobahnzubringer, wo wir wieder auf den Energielehr- pfad treffen und bewegen uns in süd- liche Richtung bis zum Sinner Ortsteil Papiermühle. Hier verlassen wir die- sen Fußgänger- und Fahrradweg und biegen westwärts auf eine andere Route zu Stauweiher und Turbinen- haus ein. Wir sind an unserem nächs- ten Besichtigungspunkt angelangt und können uns auf der, von den Merkenbacher Vogelschützern ge- bauten, Baumelbank ausruhen.

Bereits 1930 schrieb das Wasser- kraftwerk Merkenbach Technik- Geschichte: Denn hier fand die euro- päische Premiere der ferngesteuerten Kraftwerksanlage statt, wobei von der sieben Kilometer weit entfernten Kommandozentrale in Guntersdorf al- le Betriebsfunktionen überwacht und reguliert werden können. Ursprüng- lich hatte das Kraftwerk die Funktion eines Pumpspeicherkraftwerks. Das Staubecken diente bis Ender der 1950-er Jahre als Reservoir, aus dem das Wasser zu lastschwachen Zeiten zurück in das 150 Meter höher gele- gene Ausgleichsbecken Guntersdorf gepumpt werden konnte. Von dort speist es dann bei Lastspitzen wieder die Turbinen in Merkenbach. Die ar- beitenden Maschinen können aus nächster Nähe beobachtet werden. Fotos, Dokumente, eine Ton-Dia- Schau, ein Videofilm und Elektrogerä- te aus den zwanziger und dreißiger Jahren vermitteln in diesem als Mu- seum ausgelegten Wasserkraftwerk das historische Umfeld dieser Kraft- werkskette am Rehbach.

Wir unterqueren die Autobahn und nähern uns dem Umspannwerk des Energiezulieferers EAM.

In dieser Umgebung war einst der Bergwerksstollen mit Namen „Neue Goldhütte“. Diese wurde 1867 das einzige Mal urkundlich erwähnt, wo- bei auch hier der Besitzer der Grube „Goldhütte“, der Frankfurter Bankier Moritz von Haber war. Bereits im Juni 1870 wurde durch einen Gendarm die Anzeige an das Königliche Bergamt in Dillenburg getätigt: „... daß ein Stück Stollen im Ackerfeld eingebro- chen ist, welches für Mensch und Vieh gefährlich ist, die Öffnung ist oben ziemlich eng, daß ein Mensch durchfallen und spurlos verschwinden kann.“ Vermutlich wurde im gleichen Jahr der Stollen dichtgemacht, weite- re Akten wurden nicht mehr gefun- den.

Auf dem unteren Gelände dieses Flurstücks baute der Energiezuliefe- rer EAM eine Umspannstation, wo es Ende der 1990-er Jahre zu zwei Zwi- schenfälle kam. Der erste ereignete sich am Sonntagabend den 14. Juni 1998, als kurz vor dem Weltmeister- schafts-Länderspiel in Frankreich, wobei Deutschland gegen die USA antreten mußte, ein Blitz einschlug und alles dunkel werden ließ. Hierzu wurde eine kleine Geschichte (ob wahr oder unwahr? so könnte es geschehen sein) in der heimischen Presse weitergegeben: Sonntag- abend in irgendeinem Wohnzimmer: Das Bier liegt kalt, die Knabbereien sind auf dem Tisch, die gemütlichsten Sessel laden zum Sitzen ein - Bertis (Vogts war Trainer) Buben im fernen Frankreich können loslegen. Dann um zwölf nach acht (sofern man dem Zeiger der Kirchturmuhr glauben kann) das Unfaßbare: Licht aus, Fernseher auch - Stromausfall!!! Mit jeder energielosen Minute steigt die Nervosität. Unbarmherzig verrinnt die Zeit. Halb neun: Nichts geschieht! Zwanzig vor neun: “Wo ist eigentlich unser altes Transistorradio?” Zehn vor neun: Erste Pläne, irgendwohin zu fahren, wo der Saft noch da ist. Fünf vor neun: “Nein, wir bleiben hier! Vieleicht klappt ́s ja noch!?” Neun: Anpfiff. zu Spät. UNSERE Jungs, ganz allein im Pariser Prinzenpark- stadion - und WIR können ihnen nicht helfen!!! Neun nach neun: “Hier kommt Alex” auf hr 3. Mittendrin die Meldung, “1:0 für Deutschland, nach Tor von Andy Möller!” - Ohne uns! Vierzehn nach neun: Die Kontrol- leuchte brennt wieder! Fernseher an, zurücklehnen, abregen, Bier trinken, Chips futtern. Zwanzig nach zehn: Klinsi macht das 2.0 - Jubel. Irgend- wann später: Zig- Wiederholungen von Möllers Tor - na also! Alles klar!

Zum abermaligen Zwischenfall inner- halb eines Jahres kam es am Diens- tag den 20. Juli 1999 als ebenfalls ein Blitz in die 20.000 Volt starke strom- führende Leitung einschlug und einen Schaden von etwa 100.000 Mark hinterließ.

Auch hierzu eine kleine Geschichte, die sich im Altenwohnheim in Herborn zugetragen hatte. Hier fand eine der zahlreichen Fehlalarmierungen ein glückliches Ende, welches auf das heftige Gewitter zurückzuführen war. Um 2.47 Uhr ging die Hausnotrufan- lage einer Bewohnerin des AWO Hauses im Herborner Walkmühlen- weg los. Darauf rückten Polizei und Rotes Kreuz an, um nach dem Rech- ten zu schauen. Da die 78 jährige nicht öffnete, zur Ausrüstung des Rettungswagens aber auch ein Stemmeisen gehört, machte man sich gerade daran, die Wohnungstür auf- zubrechen, als die alte Dame plötzlich doch aufschloß und über den nächtli- chen Andrang vor ihrer Tür ganz er- staunt war. So konnte denn auch die Feuerwehr, die nun ebenfalls eintraf, unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Von hier aus geht es schnurstracks nach Hause, abermals an Berkenhoff vorbei, durch das Bangerte und die Bitz zurück nach Merkenbach.

(Archiv Friedhelm Hohlfeld, 35745 Merkenbach, Hindenburgstraße)